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Prolog
Alles ist vorbereitet. Die Flüge sind schon lange gebucht, das Mietauto ist reserviert.
Die Hotels für die erste und die letzte Nacht in Halifax sind ebenfalls reserviert. Sogar die Fähren nach und von Neufundland sind bereits gebucht. Die einzige Aufgabe wird nun sein, die Koffer
zu packen und möglichst nichts zu vergessen.
Es ist Mittwochnachmittag, zwei Tage vor der Abreise. Plötzlich läutet das Telefon. Am anderen Ende des Telefons meldet sich jemand von der Fluggesellschaft SWISS. Sofort
befürchte ich, dass eventuell unser Flug abgesagt ist. Meine Befürchtung wird aber nicht bestätigt. Freundlich wird mir mitgeteilt, dass auf unserem Flug nach Montreal noch einige Plätze in der
Business-Klasse frei sind. Wenn wir möchten, können wir zu einem Spezialpreis (etwas mehr als ein Drittel des normalen Preises) unsere Buchung von der Economy- in die Business-Klasse «upgraden».
Ich will mich nicht sofort entscheiden, bedanke mich für den Anruf und will mich wieder melden, wenn ich eine positive Entscheidung getroffen habe. Nach einer Bedenkzeit von ca. 3 Stunden komme
ich zum Entschluss, das Angebot anzunehmen und melde mich nochmals bei SWISS. Doch wie heisst es so schön: «Wer zuerst kommt, der mahlt zuerst». Leider haben sich andere Fluggäste schneller als
ich entschieden und die zur Verfügung stehenden Plätze sind schon vergeben. Nun, Pech gehabt, es hat nicht sollen sein.
Donnerstag, später Nachmittag: Nun werden die Koffer gepackt.
Als alles gepackt ist läutet das Telefon. Wieder ist jemand von SWISS am Apparat. Es wird mir mitgeteilt, dass nochmals zwei Business-Plätze frei geworden sind und mir zu den bekannten
Konditionen angeboten werden. Diesmal brauche ich keine Bedenkfrist. Sofort nehme ich das Angebot an. Das heisst, wir werden den morgigen achtstündigen Flug von Zürich nach Montreal in der
Business-Klasse verbringen.
Freitag 24. Juni 2011
Allschwil – Zürich – Montreal -
Halifax
Unser Nachbar anerbot sich gestern, uns in seinem Auto zum Flughafen Zürich-Kloten zu fahren.
Wir packen kurz nach 9 Uhr unser Gepäck in sein Auto. Ohne viel Verkehr auf der Autobahn erreichen wir den Flughafen Zürich, wo das normale Prozedere der Gepäckaufgabe, Passkontrolle und
Sicherheitskontrolle stattfindet. Gegen halb eins steigen wir in unser Flugzeug ein und begeben uns zu unseren bequemen Sitzen in der Business-Klasse. Hier erleben wir erstmals, wie komfortabel
fliegen sein kann. Grosse und breite Sitze, welche bis zu einem Bett verstellt werden können, stehen uns zur Verfügung. Kaum sitzen wir, werden wir schon mit einem Getränk verwöhnt. Aus dem Menü
können wir unser Mittagessen aussuchen. Kurz vor 13 Uhr geht es pünktlich los. Der Airbus 330-300 startet in Richtung Montreal. Wir überfliegen den Südwesten von England und Irland. Dabei wird
uns das vorher bestellte Essen serviert. Anschliessend überqueren wir den Atlantik. Nach einigen Stunden Flug überfliegen wir Neufundland, folgen dann dem St. Lorenzstrom Richtung Quebec und
erreichen nach gut acht Stunden das verregnete Montreal.
Nach gemachten Erfahrungen bei früheren Reisen in die USA stellen wir uns vor, das wir auch in Kanada bei der Einreise eine mühsame Befragung über uns ergehen lassen müssen, bis wir «gnädigst»
die Bewilligung erhalten, einreisen zu dürfen. Mit dieser negativen Einstellung begeben wir uns zum Schalter. Da Montreal im französischsprachigen Teil von Kanada liegt sprechen wir die Person am
Schalter nicht in Englisch sondern in Französisch mit einem freundlichen «Bonjour» an, welches ebenso freundlich erwidert wird. Wir werden gefragt wie lange wir beabsichtigen in Kanada zu bleiben
und was der Grund unseres Besuchs ist. Wir erklären, dass wir 14 Tage in Kanada bleiben um Ferien zu machen. Unsere Pässe kurz überprüft und gestempelt. Mit den Worten: «Angenehme Ferien» ist die
ganze Einreiseprozedur bereits beendet und hat nicht einmal 3 Minuten gedauert. Gemütlich gehen wir zum Terminal für unseren Anschlussflug nach Halifax. Nach kurzer Wartezeit steigen wir wieder
ins Flugzeug, welches uns nach einem anderthalbstündigen Flug nach Halifax bringt. Wir nehmen unser Gepäck in Empfang. Der Shuttle-Bus des Hotels bringt uns ins Holiday Inn Express Hotel, wo wir
für die erste Nacht in Kanada bereits ein Zimmer im Voraus reservierten. Müde legen wir uns ins Bett. Es ist zwar erst 20 Uhr Lokalzeit – allerdings sind wir bereits seit 18 Stunden auf den
Beinen.
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Samstag 25. Juni 2011
Halifax – Parrsboro – Joggins --
Amherst
Mit dem Hotel-Shuttle fahre ich wieder zum Halifax-Airport zurück und melde mich dort bei der Autovermietung. Ich habe bereits vorgängig ein Fahrzeug reserviert. Der freundliche Herr bei der
Autovermietung bietet mir nebst meinem reservierten Mittelklassewagen als Alternative zum selben Preis ein SUV-Fahrzeug (geländegängiges Auto) an. Ich bin zwar nach wie vor kein Freund dieser
Autos auf normalen Strassen. Andererseits weiss ich, dass wir nicht abgeneigt sind auch Orte abseits der normalen Routen zu erkunden. Also wird das Angebot gerne angenommen. Ich nehme das
Fahrzeug, einen Ford Escape in Empfang und fahre zurück zum Hotel. Wir bepacken unser Fahrzeug und beginnen mit dem «Abenteuer» Nova Scotia und Neufundland. 3 Tage werden wir Nova Scotia
bereisen, bevor wir nach Neufundland übersetzen.
Wir fahren den Highway 102 Richtung Norden bis Truro. Dort zweigen wir ab, Richtung Westen der Küste entlang. In Masstown machen wir unseren ersten Halt. Beim Fischmarkt in Form eines Leuchtturms
beschliessen wir Shushi zu geniessen.
Wir setzen unsere Fahrt gestärkt Richtung Westen fort. An der Küste des Minas Basin entlang erreichen wir Parrsboro. Parrsboro gilt als «Nova Scotia’s Jurassic Park». Hier hat die erosive Kraft
des Meerwassers ein Fenster zur Urzeit geöffnet. Bei archäologischen Grabungen wurden viele Versteinerungen aus der Urzeit gefunden. Für eine Steinsammlerin wie Edith bedeutet dies natürlich ein
Pflichtstopp. Am Strand von Parrsboro werden die ersten Steine der zukünftigen «Canadian Collection» von Edith eingepackt.
Nach einem längeren Stopp fahren wir weiter, immer wieder mit kleinen Zwischenstopps unterbrochen. Wir nehmen die Nebenstrasse 209 weiter nach Westen bis Advocate Harbour, anschliessend Richtung
Norden der Chignecto Bay entlang bis Joggins. Es ist bereits später Nachmittag. Auch reicht eine Portion Sushi nicht für den täglichen Nahrungsbedarf. Wir beschliessen in Joggins zu übernachten
und gemütlich zu Abend zu essen. Wir machen aber den Fehler, dass wir Orte, welche auf der Karte verzeichnet sind mit der Grösse unserer Orte vergleichen. Joggins ist zwar ein hübscher Ort, hat
aber weder ein Restaurant, geschweige denn eine Übernachtungsmöglichkeit. Nachdem wir nun sämtliche Strässchen nach der Suche eines Gastronomiebetriebs abgefahren haben, beschliessen wir zur
nächsten grösseren Ortschaft, nämlich Amherst weiter zu fahren. In Amherst angekommen merken wir schlagartig dass uns die Zivilisation wieder hat. Nach einem doch beschaulichen Tag, abseits der
grossen Verkehrswege, war dies fast ein Schock. Amherst ist die grösste Stadt des Cumberland County mit etwa 9500 Einwohnern. Doch alles ist hier vorhanden: Unterkunft und Restaurants. Gleich
beim Ortseingang mieten wir uns im Motel «Comfort Inn» ein. Anschliessend suchen wir uns ein Restaurant für das Nachtessen. Und noch was: Das Wetter. Bedeckt, leiser Nieselregen, kühl, Sonne,
heiss. Also typisch schottisches Wetter. Einzig der Wind fehlte.
Sonntag 26. Juni 2011
Amherst – Chéticamp (Cape Breton
Island)
Gestärkt mit dem Frühstück geht es weiter. Wir fahren durch das Städtchen Amherst und merken,
dass auf der anderen Seite durchaus hübsche, vornehme Quartiere mit schmucken Häuschen sind. Doch für uns geht es weiter Richtung Nordwest. Die Route Nummer 6 führt uns an die Küste der
Northumberland-Strasse und dort wieder Richtung Osten. Die Northumberland-Strasse ist eine Meerenge zwischen New Brunswick und Nova Scotia sowie der Provinz Prince Edward Island. Wir durchfahren
die Ortschaft Tatamagouche und sind erstaunt über den Wegweiser «Station». Gemäss unserer Karte befindet sich hier keine Eisenbahnlinie. Also müssen wir dies erkunden. Wir fahren nun in die
Richtung die uns der Wegweiser zeigt und kommen tatsächlich zu einem Bahnhof. Wir sehen ebenso tatsächlich Eisenbahnwagen auf Schienen. Die Schienen kommen aber von nirgends her und führen auch
nirgends hin. Des Rätsels Lösung: 1887 wurde eine Eisenbahnlinie zwischen Oxford Junction und Stellarton gebaut. Diese Linie führte hier an diesem Bahnhof in Tatamagouche vorbei. 1976 wurde diese
Eisenbahnlinie aber aufgehoben und 1989 die Schienen abgebaut. Die Eisenbahnwagen dienen heute als «Bed and Breakfast», also als Unterkunft mit Frühstück für Eisenbahn-Nostalgiker.
Nach dieser kurzen Pause geht unsere Fahrt weiter. Unser heutiges Ziel ist die Insel Cape Breton. Wir fahren also weiter Richtung Osten, an New Glasgow vorbei. Anschliessend verlassen wir den
Highway und fahren auf der Nebenstrasse Nr. 245 Richtung Malignant Cove. Im kleinen Ort Arisaig legen wir eine Pause ein und vertreten uns die Beine beim Arisaig Leuchtturm, einem Nachbau des
1898 gebauten, der in den 1930er Jahren abbrannte. Arisaig heisst auch eine Ortschaft im schottischen Hochland. 1785 gründeten schottische Siedler hier ein Dorf und nannten es wie in ihrer alten
Heimat ebenfalls Arisaig.
Danach führt uns unsere Fahrt nach Malignant Cove. Dort zweigen wir ab und fahren wieder Richtung Süden nach Antigonish. Wir nehmen den Highway 104, fahren ostwärts zum Strait of Canso. Bei
dieser Meerenge führt die Strasse über einen 1385 Meter langen Damm zum Cape Breton Island. Nach Überquerung des Dammes zweigen wir nach Westen ab und fahren an der Westküste entlang bis
Chéticamp.
Kurz vor der Ortseinfahrt sehen wir ein Hinweisschild von einer Übernachtungsmöglichkeit. Wir folgen dem Weg und finden auf der Anhöhe das «Chéticamp Outfitters Inn B&B». Wir werden von der
Herbergsmutter Véronique Haché begrüsst, welche uns gerne ein Zimmer für die Übernachtung vermietet. Obwohl wir Véronique zum ersten Mal sehen, kennen wir nach einer halben Stunde bereits ihre
halbe Lebensgeschichte.
Auf der Fahrt nach Chéticamp sahen wir Ortsnamen, welche wir von Schottland her kennen (zB Inverness). In Chéticamp ist aber erstaunlicherweise die französische Sprache vorherrschend. Chéticamp
ist ein Zentrum der Akadier (französich Acadiens). Dies sind Nachkommen von französischen Siedlern aus dem Poitou, der Bretagne und der Normandie. Die französischsprachige Kolonie Akadien
umfasste die Gebiete der heutigen kanadischen Provinzen Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island. Nach der Eroberung Kanadas durch die Briten wurden die Akadier, welche sich weigerten
einen Amtseid auf die britische Krone abzulegen, im Gegensatz zu den ebenfalls französisch sprechenden Quebecker, von der britischen Militärbehörde deportiert. Nur einer geringen Anzahl der
Akadier gelang es im Laufe von Jahrzehnten wieder zurück zu kehren und neue Akadiersiedlungen zu gründen, unter anderem auch in der Umgebung von Chéticamp auf der Kap-Breton-Insel. Interessant
ist es den Leuten in Chéticamp beim Gespräch zuzuhören. Einige Sätze werden französisch, die nächsten wieder englisch gesprochen.
Wir beziehen unser Zimmer und beschliessen, anschliessend ins Dorf zu gehen. Mitten im Dorf steht das Restaurant «Le Gabriel». Es ist nicht zu übersehen, da der Eingang in Form eines Leuchtturms
gebaut ist. Heute Abend treten im Saal dieses Lokals zwei Musiker auf, welche traditionelle englisch- und französischsprachige Lieder aus der Gegend darbieten. Wir beschliessen diese
Veranstaltung zu besuchen und zugleich unser Nachtessen einzunehmen. Die beiden Musiker sind wirklich gut und müssen den Vergleich mit grossen Künstlern nicht scheuen.
Nach einem gelungenen Abend fahren wir zurück zu unserer Unterkunft.
Montag 27. Juni 2011
Chéticamp – North
Sydney
Nach einem ausgiebigen Frühstück, welches uns von Véronique und Gilles serviert wird, setzen wir
unsere Reise fort. Bevor wir weiter Richtung Norden fahren, beschliessen wir zuerst einen Abstecher auf die vorgelagerte Insel «Chéticamp Island» zu machen. Der Himmel ist stark bewölkt. Dies
hindert uns aber nicht, eine kleine Wanderung auf der Insel zu unternehmen.
Nach diesem Abstecher ist es an der Zeit, unsere Fahrt fortzusetzen. Unser heutiges Tagesziel wird North Sydney sein (nicht in Australien, sondern ein Ort mit demselben Namen in Nova Scotia), wo
wir auf der Nachtfähre eine Überfahrt nach Neufundland gebucht haben. Wir fahren auf dem sogenannten Cabot Trail Richtung Norden. Der Cabot Trail ist ein Highway auf der Kap-Breton-Insel, genannt
nach John Cabot[1], welcher 1497 als erster Europäer die Insel erkundete. Der Bau dieser 300 Kilometer langen Ringstrasse wurde 1932 abgeschlossen. Inzwischen wurde der Highway mehrfach
ausgebaut. Ee bildet zwischen Chéticamp und Ingonish eine Panoramastrasse und führt durch den «Cape Breton Highlands National Park». Leider sind wir auf der Fahrt oftmals durch Wolken und dichten
Nebel in der Sicht eingeschränkt – trotzdem geniessen wir die landschaftliche Schönheit. In der Nähe von South Harbour, wo die Strasse bereits wieder Richtung Osten führt, beschliessen wir
nochmals einen kleinen Spaziergang in die nahen Wälder zu machen. Ein Warnschild erinnert uns zur Vorsicht, denn im Wald können Begegnungen mit wild lebenden Tieren durchaus vorkommen. Nach
diesem kleinen Ausflug verzieht sich langsam der Nebel. Wir setzen unsere Fahrt Richtung Osten fort. Es ist bereits halb zwei und unsere Mägen erklären uns, dass wir das Mittagessen verpasst
haben. In Neils Harbour bietet sich uns die Gelegenheit, im «Chowder House» auch um diese Zeit unseren Hunger zu stillen. Gesättigt fahren wir nun an der Ostküste der Kap-Breton-Insel entlang
Richtung Süden. Nach Indian Brook zweigen wir vom Highway ab und fahren auf der Route 312 weiter. Wir kommen an die St. Ann’s Bay, die wir mit einer Fähre überqueren. Von Englishtown fahren wir
noch ein kurzes Stück Richtung Süden. Wir biegen nun in den Highway 105 ein. Das Wetter zeigt sich langsam freundlich. Die Wolken haben sich verzogen. Von oben sehen wir bereits den Bras d’Or
Chanel und die imposante Seal Island Bridge, welche wir in einigen Minuten überqueren werden.
Bereits gegen 18:00h erreichen wir unser heutiges Etappenziel, den Hafen von North Sydney. Es ist noch früh. Die Abfahrtszeit unserer Fähre ist erst um 22:15 vorgesehen. Trotzdem beschliessen
wir, bereits jetzt beim Check-In Schalter vorzufahren und die Formalitäten zu erledigen. Diese sind schnell erledigt und wir reihen uns auf dem riesigen Platz in die zugewiesene Wartereihe
ein.
Gegen 20 Uhr läuft unsere Fähre ein. Es dauert aber noch einige Zeit bis alle Passagiere, die vielen Autos und Lastwagen das Schiff verlassen haben. Die lange Wartezeit die wir in unserer
Wartereihe auf dem Platz verbracht haben war aber keineswegs langweilig. Das Beobachten des regen Betriebs war sehr unterhaltsam.
Kurz vor 21 Uhr ist es soweit. Wir können mit unserem Auto auf die Fähre fahren. Wir parkieren auf den zugewiesenen Platz, nehmen das Nötigste, was wir für die Nacht brauchen, aus dem Fahrzeug.
Mit dem Lift fahren wir hoch zum Deck 8. Freundliches Personal steht bereit und führt uns zu unserer Kabine. Wir richten uns kurz ein, schlucken vorsorglich eine Reisetablette und machen uns auf
eine kurze Erkundungstour auf dem Schiff. Nach einem kleinen Imbiss im Schiffsrestaurant machen wir uns auf den Rückweg zu unserer Kabine. Es ist nicht einfach, den Weg durch die vielen Gänge zu
finden. Wir haben es aber trotzdem geschafft und legen uns zur Ruhe. Gemäss Fahrplan werden wir nach einer 14 Stunden dauernden Überfahrt morgen in Argentia, im Südosten von Neufundland
ankommen.
[1] John Cabot war Italiener, welcher von ca. 1450 bis ca. 1499 lebte. Sein ursprünglicher Name war Giovanni Caboto. Von den Engländern wurde er jedoch John Cabot, von den Franzosen Jean Cabot und von den Spaniern Juan Caboto genannt.
Dienstag 28. Juni 2011
Überfahrt
North Sydney (Nova Scotia) – Argentia (Neufundland)
Argentia – Trepassey (Avalon
Peninsula)
Gut geschlafen, fast wie im eigenen Bett. Es ist Zeit, aufzustehen. Wir schauen aus der
Luke, sehen aber nichts als Wasser und dichten Nebel. In periodischen Abständen hören wir das Nebelhorn unseres Schiffes. Ganz gemütlich stehen wir auf und stellen uns unter die Dusche. Nach dem
Ankleiden begeben wir uns hinunter auf Deck 7 ins grossräumig angelegte Restaurant. Wir stellen unsere Uhr eine halbe Stunde vor auf Neufundland-Zeit, welche eine halbe Stunde von der Zeit in
Nova Scotia abweicht. Ein grosszügiges Buffet lädt zu einem umfangreichen Frühstück ein. Gemütlich geniessen wir diese Auswahl. Wir haben keine Eile, denn unser Schiff wird erst gegen Mittag in
Argentia einlaufen.
In der Zwischenzeit ist es Mittag geworden. Wir sehen aber immer noch nur Wasser und dichter Nebel. Bei der Information wird uns erklärt, dass es noch mindestens 2 Stunden dauern wird, bis wir in Argentia einlaufen. Wir haben grosse Verspätung infolge des dichten Nebels. Also, wieder zurück in die Kabine und weiterlesen in der Reiselektüre.
Mit grosser Verspätung laufen wir in Argentia ein. Über Lautsprecher werden wir aufgefordert, uns zu den Fahrzeugen zu begeben. Äh ... Auf welchem Deck steht wohl unser Fahrzeug? Ich kann mich erinnern, dass ich ebenerdig eingefahren bin. Also muss es Deck 1 sein. Rein in den Lift und runter zu Deck 1. Leider finden wir hier unser Fahrzeug nicht. Also die Treppe hoch zu Deck 2. «Hallo Auto»! Auch hier kein Erfolg. Nächste Treppe, hoch zu Deck 3. Ja und da steht es, unser Fahrzeug und wartet auf uns. Es stimmt zwar, dass wir ebenerdig eingefahren sind. Aber unter der Wasserlinie sind nochmals 2 Decks. Das muss einer Landratte natürlich gesagt werden.
Wir fahren nun aus der Fähre und siehe da, der Nebel und die Wolken verziehen sich und lassen einzelne
Sonnenstrahlen durch. Wir sind in Neufundland angekommen. Allerdings ist der halbe Tag schon vorbei. Wir befinden uns nun auf der Avalon Halbinsel. Die Avalon Halbinsel besteht im Grunde genommen
aus vier Halbinseln. Wir beschliessen die Halbinsel im Südosten zu erkunden, auf dem sogenannten Irish Loop. Also fahren wir zuerst nach Placentia. Auf der Route 91 geht es weiter ostwärts bis
Salmonier. Dort zweigen wir ab und fahren Richtung Süden. Fasziniert von der rauen Gegend halten wir immer wieder an und vertreten die Beine. Das Wetter zeigt sich von der freundlichen Seite. Wir
fahren der Küste der St.Mary’s Bay entlang bis Peter’s River. Auf der Hochebene zwischen Peter’s River und Trepassey erleben wir ein interessantes Naturschauspiel. Mitten auf der Hochebene steht,
wie ein Vorhang, eine dichte Nebelwand in welche wir nun hineinfahren. Es ist nun bereits Abend geworden und wir beschliessen, uns nach einer Unterkunft umzusehen. Am Ortseingang von Trepassey
steht die Northwest Lodge. Dort bekommen wir auch ein Zimmer. Wir richten uns kurz ein und fahren anschliessend ins Dorf, um den Tag mit einem Abendessen abzuschliessen. Die Reisetabletten,
welche wir auf dem Schiff schluckten, halfen uns, dass wir auf dem Schiff keine Beschwerden hatten, machten uns aber auch müde. So sind wir froh, dass wir nach dem Nachtessen ein weiches Bett
haben.
Mittwoch 29. Juni 2011
Trepassey - Mistaken Point – Cape Race - Grates
Cove
Gut ausgeruht verabschieden wir uns von unserer Gastgeberin und fahren weiter auf dem Irish Loop
Richtung Osten. Bereits nach etwa 12 Kilometern, bei Biscay Bay halten wir an und wandern am Strand entlang. Wir sind aber nicht allein. Plötzlich steht ein Hund neben uns und begleitet uns. Wir
wissen nicht, woher er kommt und wem er gehört. Es sind auch keine anderen Leute da, welche die Besitzer sein könnten. Wir nennen den Hund einfach Neptun. Während der ganzen Zeit begleitet er uns
und ist auch nicht abgeneigt, Holzstücke zurück zu bringen wenn wir diese ins Meer werfen. Nach etwa einer halben Stunde begeben wir uns wieder zum Auto. So wie Neptun gekommen ist, so ist er
plötzlich wieder verschwunden. Wir fahren weiter bis Portugal Cove South. Dort verlassen wir den Irish Loop und fahren auf einer Naturstrasse an den Südostzipfel der Avalon Halbinsel, Richtung
Cape Race. In der Nähe von Long Beach halten wir wieder an. Wir sind hier in einer verlassenen, rauen Gegend, dem Mistaken Point Ecological Reserve. Dieses Ökoreservat gehört zu den
fossilenreichsten Kanadas. Auf unserer kleinen Wanderung sind wir fasziniert von den Felsbrocken vor der Küste und der gewaltigen Brandung. Nach diesem Halt fahren wir weiter ostwärts bis zum
Cape Race Leuchtturm. Bereits 1856 wurde der erste Leuchtturm hier erbaut. Es war ein Gusseisenturm mit einer von einem Uhrwerk gedrehten Öllampe. Dieser Leuchtturm wurde 1907 durch einen 29
hohen neuen Leuchtturm mit einer Spiegellinse ersetzt.
Wir stehen neben dem Leuchtturm und betrachten das Meer. Dabei können wir Wale betrachten, welche immer wieder auftauchen um Luft zu holen. Fasziniert von diesem Schauspiel merken wir fast nicht,
dass ein rauer Wind bläst.
Neben dem Leuchtturm steht eine Nachbildung der alten Funkstation. Diese Funkstation wurde 1904 erbaut und war eine der ersten Funkstationen auf Neufundland. Sie wurde auf tragische Weise
berühmt. In dieser Funkstation wurden 1912 die ersten Notrufe der sinkenden Titanic empfangen und weitergeleitet.
Wir fahren nun zurück bis wir bei Portugal Cove South wieder auf die Route 10, dem Irish Loop, ankommen und fahren der Ostkünste entlang Richtung Norden. Wir haben nicht vor, in die Stadt St.
John’s zu fahren. Aus diesem Grund verlassen wir kurz nach Witless Bay die Route 10 und fahren auf der Route 13 Richtung Westen. Nach etwa 20 km benützen wir kurz den Trans Canada Highway um dann
später auf die Route 70 abzubiegen. Auf der Route 70 fahren wir ganz nach Norden zur Nordwestspitze der Avalon Halbinsel. Gegen Abend treffen wir im kleinen Dorf Grates Cove ein. Es hat zwar
keine grosse Auswahl an Gastronomiebetrieben, eine Unterkunft finden wir trotzdem. Bei eisigem Wind machen wir noch einen längeren Abendspaziergang. Dabei können wir auch hier viele Wale
beobachten, welche in die Nähe der Bucht immer wieder auftauchen. Wir beschliessen, am nächsten Morgen bereits früh um 6 Uhr einen Spaziergang zu unternehmen, um vielleicht nochmals Wale
beobachten zu können.
Donnerstag 30. Juni 2011
Grates Cove -
Twillingate
Wie am Vorabend abgemacht stehen wir bereits um halb sechs auf. Ohne Frühstück und ohne
Kaffee sind wir unterwegs auf die gegenüberliegende Seite der Bucht und gehen auf Beobachtungsposten. Vermutlich sind aber die Wale keine Frühaufsteher. Wir sehen zwar kurz zwei Wale Luft holen
und dann sind sie auch wieder weg. Trotzdem lohnt sich der frühmorgendliche Ausflug. Wir geniessen die Morgenstimmung, die Ruhe, welche nur durch das Rauschen des Meeres unterbrochen wird.
Gegen 8 Uhr fahren wir zurück zu unserer Unterkunft, wo bereits ein stärkendes Frühstück auf uns wartet. Gestärkt und aufgewärmt machen wir uns auf die Weiterfahrt. Unser heutiges Ziel ist
Twillingate. Von Twillingate, eine Stadt, welche sich auf zwei benachbarten Inseln an der Nordküste befindet, wissen wir, dass dort Eisberge auf ihrer «Wanderung» vorbeischwimmen. Es werden
Bootstouren angeboten um diese Eisberge zu beobachten. Dieses Erlebnis wollen wir uns nicht entgehen lassen. Darum ist heute unser Tagesziel vorgegeben.
Wir fahren von der Nordspitze der Halbinsel Avalon zuerst auf der Route 70 und dann auf der Route 80 der Westküste entlang, ca. 100 km nach Süden, wo wir in den Trans Canada Highway einbiegen.
Auf dem Trans Canada Highway (Highway Nummer 1) fahren wir ca. 250 Km Richtung Nordwesten, bis wir Gander erreichen.
Zu Gander gäbe es nicht viel zu sagen, wenn da nicht alte Jugenderinnerungen aufleben würden. Eines meiner Hobbys ist die Fliegerei, mit welcher ich mich seit meiner Jugend beschäftige. Damals
machte ich in meiner Phantasie virtuelle Transatlantikflüge, wobei Gander eine wichtige Rolle spielte. Die Stadt Gander wurde gegründet, als 1936 das Gelände für die Newfoundland Railway urbar
gemacht wurde. Dabei wurde ein Flugplatz gebaut. Das Ziel war klar: hier sollte der grösste Flughafen der Erde gebaut werden, um bei den neu aufkommenden Transatlantikflügen als erster, resp.
letzter Zwischenstopp westlich des Atlantiks dienen zu können. Da die Flugzeuge eine geringe Reichweite hatten, waren Zwischenstopps zum Auftanken damals nötig. Nach dem zweiten Weltkrieg, noch
vor 1945, nahmen bereits mehrere Fluggesellschaften den regulären Flugdienst über Gander auf. Alte Erinnerungen kommen auf, wenn ich den Ort meiner jugendlichen Phantasien nun real erlebe.
In Gander verlassen wir den Trans Canada Highway und fahren nach Norden, bis wir Twillingate erreichen. Im Motel Anchor Inn buchen wir eine Unterkunft gleich für 2 Nächte, da wir am nächsten Tag
einen Bootsausflug zu den Eisbergen machen wollen. Wir richten uns ein und unternehmen anschliessend einen Spaziergang durch Twillingate. Wir kommen bei einer Agentur vorbei, welche Bootstouren
anbietet. Wir beschliessen, eine Bootstour zu den Eisbergen für den nächsten Tag bereits jetzt zu buchen. Leider werden wir enttäuscht, weil uns erklärt wird, dass dieses Jahr erstmals keine
Eisberge gesichtet wurden. Sie können uns nur Bootstouren für Walbeobachtungen anbieten. Da wir bereits in Cape Race und in Grates Cove das Glück hatten, Wale beobachten zu können, brauchen wir
keine Boot-Tour dazu. Zwar ein wenig enttäuscht, aber nicht entmutigt gönnen wir uns ein schönes Abendessen. Wir beschliessen, unseren Plan zu ändern und bereits am nächsten Tag wieder
abzureisen.
Freitag 1. Juli 2011
Twillingate - La Scie
Am 1. Juli wird in Kanada der «Canada Day», der Nationalfeiertag, gefeiert. Der Canada Day erinnert an die Bildung Kanadas (als Bundesstaat des britischen Commonwealth) durch den British North
America Act vom 1. Juli 1867. In Neufundland und Labrador wird am 1. Juli auch an die grossen Verluste des Royal Newfoundland Regiments während der Schlacht an der Somme im ersten Weltkrieg
gedacht. Der ganze Frühstücksraum ist aus Anlass des Canada Day's mit Kanada-Flaggen geschmückt.
Da der Grund unseres Besuchs, die Eisbergbeobachtungen, nicht durchgeführt werden kann, werden wir nach dem Frühstück abreisen. So einfach wegfahren wollen wir aber nicht. Wir möchten doch noch
gute Erinnerungen von Twillingate mitnehmen. Wir schauen uns in der näheren Umgebung nach einem Gebiet um, welches sich für eine Wanderung lohnt. Und wir werden fündig. Trotz teilweise dichtem
Nebel, welcher das ganze Gebiet in eine mystische Landschaft verwandelt, unternehmen wir eine Wanderung entlang der Klippen. Wir können uns nicht verlaufen und werden sicher den Rückweg wieder
finden. In der Nähe des Parkplatzes macht ein Nebelhorn in periodischen Intervallen akustisch auf sich aufmerksam.
Erfrischt und gut gelaunt kehren wir nach dieser Wanderung auf den Parkplatz zurück. Dort treffen wir auf zwei amerikanische Senioren, welche mit ihren Harley-Davidson-Motorrädern Neufundland
erkunden. Ebenso treffen wir einen echten «Newfie» (Newfie werden die Neufundländer und ebenso Hunde der Rasse Neufundländer genannt).
Nun nehmen wir aber endgültig Abschied von Twillingate. Wir fahren auf der Route 340 knapp 100 km in südwestlicher Richtung und biegen bei Notre Dame Junction wieder in den Trans Canada Highway
ein. Auf diesem Highway Nummer 1 fahren wir die nächsten 180 km westwärts. Bei Sheppardville verlassen wir den Trans Canada Highway und biegen auf die Route 410 ein wo wir auf der Baie Verte
Halbinsel Richtung Norden fahren. Nach ca. 60 km biegen wir in die Route 414 ein und fahren ca. 50 km nordwestwärts, bis wir am Ende der Strasse in der Ortschaft La Scie ankommen. Aufgrund des
Ortsnamens nehmen wir an, dass wir hier wieder unsere Französischkenntnisse anwenden müssen. Nach den ersten Kontakten mit den Newfies vor Ort merken wir aber, dass niemand französisch
spricht.
La Scie wurde in der Zeit zwischen 1504 und 1904 von französischen Fischern als Hafen benutzt. Sie nannten den Ort La Scie, was übersetzt Säge bedeutet, weil die umliegenden Hügel wie die Zähne
einer Säge aussehen. Als die Franzosen hier mit dem Fischfang aufhörten, wurde das Gebiet von englischen und irischen Fischern besiedelt. Der französische Name wurde aber beibehalten.
Wir finden in La Scie ein kleines Motel und beschliessen, gleich 2 Nächte hier zu verbringen, um am nächsten Tage die nähere Umgebung zu «erforschen». Nachdem wir unsere Unterkunft bezogen haben,
wollen wir bei einem längeren Abendspaziergang zu Fuss das Dorf und die Umgebung erkunden. Dabei kommen wir an einem Campingplatz vorbei, wo wir von der Platzwartin gleich vereinnahmt werden.
Nach einem längeren Gespräch mit ihr müssen wir uns noch in ihr Gästebuch eintragen, obwohl wir nicht auf dem Campingplatz übernachten. Es ist erfrischend, wie herzlich und freundlich die
Newfie’s (Neufundländer) sind. Fast jeder hat, nebst dem Gruß, einige freundliche Worte übrig.
Es ist bereits Abend. Das Restaurant hat infolge des Canada Day’s früher geschlossen. Somit kaufen wir uns unser Abendessen in einem «Take-away» und verköstigen uns in unserer Unterkunft. Bei der
Rückfahrt sehen wir an der Strasse einen Wegweiser mit der Aufschrift «Breakfast». Wir nehmen uns vor, am nächsten Morgen dieses Angebot anzunehmen und dort unser Frühstück
einzunehmen.
Samstag 2. Juli 2011
La Scie und Umgebung
Bevor wir auf Entdeckungstour gehen wollen wir zuerst ausgiebig frühstücken. Wir haben ja gestern Abend bereits beschlossen, wo das sein soll.
Wir fahren der Hauptstrasse entlang bis zum uns bereits bekannten Wegweiser. Dort biegen wir, gemäss Schild in einen kleinen Weg ein und fahren ein kurzes Stück den Weg hoch. Zu unserem Erstaunen
sehen wir aber weder ein Restaurant noch ein Cafe. Während wir anhalten und suchend in die Gegend schauen, werden wir von einem freundlichen Herrn angesprochen der uns zeigt, wo wir vor einem
älteren Haus parkieren können. Er fordert uns auf, ins Haus einzutreten. Das zweistöckige Haus, gebaut 1940, gehört Larry (so heisst der freundliche Mann) und Valerie. Sie bewohnen das obere
Stockwerk. Aus den unteren Räumen haben sie ein kleines Museum gemacht, wo sie Gegenstände aus der früheren Zeit ausstellen. In einem kleinen Raum stehen wenige Tische. Dort steht auch Valerie,
gekleidet in der Mode der damaligen Zeit und bereitet das Frühstück vor. Während wir gemütlich frühstücken erzählen uns Larry und Valerie interessante Details und Geschichten von Neufundland und
der «Baie Verte»-Halbinsel. Uns ist generell aufgefallen, wie Newfies mit Freude von Neufundland erzählen und ihr Land lieben.
Valerie und Larry erzählen uns, dass sie in ihrer Freizeit musizieren. Nebst den üblichen Instrumenten verwenden sie dabei einen sogenannten «Ugly Stick». Der Ugly Stick ist ein traditionelles
Instrument aus Neufundland, zusammengebaut aus Haushaltsartikeln. An einem Besenstiel werden Flaschendeckel und kleine Glöckchen sowie andere Geräusch machende Dinge befestigt. Am unteren Ende
wird meist ein Schuh befestigt um den Ugly Stick geräuschvoll auf den Boden schlagen zu können. Oftmals wird ein gezacktes Holzstück über den Besenstiel gezogen, um die Flaschendeckel und
Glöckchen ebenfalls zum Klingen zu bringen. Edith lässt es sich nicht nehmen, zu entsprechender Musik aus dem Radio die Begleitung mit einem Ugly Stick zu spielen.
Nach diesem Frühstück und der kulturellen Bildung fahren wir zum Campingplatz hoch, wo wir unser Fahrzeug parken. Zu Fuss wandern wir dann weiter zu den Felsen der Küste. Die Platzwartin des
Campingplatzes sieht uns und grüsst uns von weitem. Sie ist allerdings mit einer anderen Person beschäftigt, so können wir ohne Unterbruch weiter laufen. Das Wetter zeigt sich langsam von der
freundlichen Seite. Die Wolken verziehen sich, um sich aber immer wieder zwischendurch zu zeigen.
Es ist bereits Mittag. Wir fahren in die benachbarten Buchten. Zuerst nach Brent’s Cove und anschliessend nach Harbour Round. Nach kleineren Ausflügen zu Fuss fahren wir weiter. Über eine
Naturstrasse erreichen wir Round Harbour (nicht zu verwechseln mit Harbour Round). Round Harbour ist ein kleines Fischerdorf, welches bis zu 114 Einwohner (1951) zählte. Im Laufe der Zeit sind
aber die meisten Einwohner abgewandert und Round Harbour gleicht heute einem Geisterdorf mit teilweise eingefallenen, leer stehenden Häusern. Durch die malerische Lage angetan zieht es aber
wieder Leute im Sommer nach Round Harbour. Daher wurden einige neue Sommerhäuser gebaut. Abenteurlustig wie wir sind, wandern wir auf teilweise verfallenen, provisorischen Stegen der Bucht
entlang.
Froh, wieder stabilen Boden unter den Füssen zu haben, fahren wir zur Shoe Cove. Dies ist ein kleines expandierendes Dorf, mit schönen, modernen Häuschen. Es sieht zwar sauber und gepflegt aus,
hat aber an Charme eingebüsst. Oben auf dem Berg weht eine Fahne. Da wir heute unseren sportlichen Tag haben, beschliessen wir auf diesen Hügel zu steigen und die Gegend von oben zu betrachten.
Oben angekommen werden wir für die Mühe des Aufstiegs belohnt und geniessen eine fantastische Aussicht.
Nach dem Abstieg steht uns noch das letzte Abenteuer bevor. Mindestens für Edith als «Rock Collector» (Steinesammler) soll dies ein Höhepunkt des heutigen Tages werden. Wir fahren zum Tilt Cove.
Die ersten Siedler liessen sich 1813 hier nieder. Später baute eine Bergbaugesellschaft hier Kupfer ab. Der Ort wuchs bis gegen 2000 Einwohner. Im Jahr 1920 wurde die Mine geschlossen und die
Einwohner wanderten langsam ab. Heute hat Tilt Cove nicht einmal mehr 10 Einwohner. Was geblieben ist, sind die Steine. Edith kann sich nun dank der riesigen Auswahl ganz ihrer Sammelleidenschaft
hingeben.
Doch alles hat einmal ein Ende. Es wird langsam Abend. Wir beschliessen unseren sportlichen Tag und fahren zurück nach La Scie in unsere Unterkunft.
Sonntag 3. Juli 2011
La Scie - Cow Head
Bereits um 8Uhr gehen wir nochmals zu Larry und Valerie zum Frühstück. Wir haben heute wieder eine längere Fahrt vor uns. Unser Ziel ist die
Westküste von Neufundland. Wir wissen, dass am 6. Juni unsere Fähre geht. Das heisst, wir sind noch 4 Tage auf Neufundland. Gestärkt machen wir uns auf die Reise. Die 110 km zurück fahren wir,
mangels Alternative auf derselben Strasse, wie wir hergekommen sind. Auf dem Trans Canada Highway fahren wir 52 km westwärts bis Deer Lake. Dort biegen wir in die Route 430 auf welcher wir ca. 90
km Richtung Norden fahren. Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir Cow Head. Im Shallow Bay Motel mieten wir uns gleich für 2 Nächte ein. Nachdem wir uns in unserem Zimmer einrichteten begeben
wir uns nördlich von Cow Head auf eine kurze Strandwanderung. Gegen Abend geniessen wir das Nachtessen im Speisesaal unseres Hotels mit Panorama-Meersicht.
Montag 4. Juli 2011
Cow Head – Western Brook Pond –
Arches Provincial Parks – Cow
Head
Heute unternehmen wir einen Tagesausflug zum Western Brook Pond. Der Western Brook Pond ist ein
Fjord mit vorgelagertem See im Gros-Morne-Nationalpark. Der Fjord ist 16 km lang und bis zu 165 Meter tief. Das umgebende Bergmassiv ist bis zu 600 Meter hoch. Der Western Brook Pond wurde in der
Zeit von 25'000 bis 10'000 Jahren während der Eiszeit durch Gletscher geformt. Nachdem diese schmolzen, verlor der Fjord die Verbindung zum offenen Meer. Der Fjord ist heute mit einem der
reinsten Süsswasser der Erde gefüllt.
Wir fahren einige Kilometer südwärts und erreichen auch schon den Parkplatz. Der Western Brook Pond ist nicht über eine Strasse erreichbar. Die Schiffe, welche dort verkehren mussten mit
Hubschraubern transportiert werden. Der Fjord ist über einen befestigten 3 km langen Holzpfad erreichbar, welcher durch eine Moorlandschaft führt. Hier sind unter anderem fleischfressende
Pflanzen wie Schlauchpflanze, Sonnentau oder Fettkraut zu finden. Wir verlassen unser Fahrzeug und machen uns auf den 3 km langen Fussmarsch. Etwa auf halber Distanz kreuzt ein Moose (Elch)
unseren Weg. Es ist schön, ein solches Tier in der Wildnis zu sehen. Anders wäre es, wenn wir dieses Tier auf der Strasse antreffen würden. Beim Fjord angekommen unternehmen wir eine Bootstour.
Diese Tour ist sehr imposant und führt uns bis ans Ende des Fjords und zurück. Während wir wieder zum Parkplatz gehen, können wir die gewonnenen Eindrücke langsam verarbeiten.
Es ist später Nachmittag und wir fahren Richtung Norden zum Arches Provincial Park. Am Strand dieses Parks befinden sich beeindruckende, bogenförmige Felsformationen. Wir verbringen den
restlichen Nachmittag bei diesen Felsen, wobei Edith natürlich versucht, ihre Steinsammlung zu vervollständigen. Gegen Abend fahren wir zurück in unser Motel und geniessen nochmals ein Nachtessen
mit Meerblick.
Dienstag 5. Juli 2011
Cow Head – Tablelands – Port aux
Basques
Am 6. Juli wird unsere
Fähre Neufundland verlassen. Somit ist heute der zweitletzte Tag in Neufundland. Wir beschliessen, heute wieder Richtung Süden und dann westwärts zu fahren zu den «Tablelands». Dort haben wir
vor, eine Wanderung zu unternehmen und in der Gegend zu übernachten, um dann morgen die restlichen 300 km nach Süden bis Port-aux-Basques zu fahren.
Der Himmel ist heute Morgen bedeckt. Bevor wir die Fahrt Richtung Süden unternehmen fahren wir noch über einen Damm auf die vorgelagerte Insel in der Nähe von Cow Head. Hier unternehmen wir,
bereits am frühen Morgen, eine Rundwanderung, meist durch bewaldetes Gebiet. Edith ist wieder auf der Suche nach Steinen. Wenn sie die guten Stücke nicht einsammelt, so werden sie zumindest
fotografiert. Ich setze mich derweil auf einen Stein und ruhe mich aus. Plötzlich kommt mir die Idee, die Reiseunterlagen nochmals zu studieren. Ich lese die Buchung und den Fahrplan für die
Fähre. Die Fähre wird morgen, am 6. Juli auslaufen. Hoppla … – allerdings um 01:00, also eine Stunde nach Mitternacht! Das heisst Fahrt nach Port-aux-Basques und einchecken bereits heute Abend.
Heute ist tatsächlich der letzte und nicht der zweitletzte Tag in Neufundland und wir sind noch über 300 km von Port-aux-Basques entfernt. Nun gilt es, die Reiseplanung neu zu überdenken. Es ist
noch nicht Mittag und wir haben noch den ganzen Tag vor uns. Daher beschliessen wir trotzdem einen Abstecher zu den Tablelands zu machen. Wir fahren die Route 410, auf welcher wir vor 2 Tagen
hergekommen sind, ca. 70 km nach Süden bis Wiltondale. Dort zweigen wir auf die Route 431 ab und fahren Richtung Westen bis zu den Tablelands im Gros-Morne Nationalpark.
Der Gros-Morne Nationalpark wurde aufgrund der Tablelands zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt. Sie zeichnen sich durch ein karges und wüstenartiges Landschaftsbild mit ockergelber Farbgebung aus.
Sie bestehen aus einer Gruppe von Hochflächen, kleinen Bergen und Tälern. Die Gesteinsschicht, die in den Tablelands zu sehen ist, wurde durch tektonische Verwerfungen vor etwa 460 Millionen
Jahren aus mehr als 10 km Tiefe an die Oberfläche befördert. Es handelt sich also um Gestein aus der Erdkruste, das zu früherer Zeit unter einem Ozean lag. Das Gestein ist ockergelb und weist an
frischen Bruchstellen grünliche bis grauschwarze Plättchen aus Peridotit auf. Aufgrund der Zusammensetzung des Peridotit-Gesteins ist Pflanzenwachstum nicht oder nur schwer möglich. In feuchten
Senken, wo sich etwas Humus bildet, begünstigt der nährstoffarme Boden jedoch Bedingungen für fleischfressende Pflanzen wie die heimischen Schlauchpflanzen. Auf den kahlen Hochflächen und Bergen
dagegen ist keinerlei Wachstum möglich.
Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit stark verschlechtert. Dunkle Wolken sind aufgezogen und es beginnt zu regnen. Dies hindert uns aber nicht, auch im Regen eine Wanderung durch die
faszinierende Landschaft der Tablelands zu unternehmen.
Ziemlich durchnässt, aber beeindruckt von der Landschaft, kehren wir in unser Fahrzeug zurück und machen uns auf die Fahrt in den Südwestzipfel von Neufundland.
Zuerst fahren wir auf der Route 431 ca. 40 km wieder zurück nach Wiltondale. Auf dieser Strecke öffnen sich sämtliche Schleusen am Himmel. Es blitzt und donnert. Der Regen prasselt auf die
Scheiben, was die Sicht teilweise stark einschränkt. Da wir von unserer Wanderung noch nasse Kleider haben, beschlagen sich zusätzlich die Scheiben. Der Strassenbelag ist sehr uneben und weist
tiefe Spurrinnen auf. Dies führt zu starkem Aquaplaning. Kurz gesagt, ein schnelles Vorwärtskommen ist im Augenblick nicht möglich. Trotz diesen misslichen Verhältnissen erreichen wir Wiltondale.
Das Wetter hat sich ein wenig beruhigt. Es herrscht nur noch leichter Regen.
In Wiltondale biegen wir wieder in die Route 430 ein und fahren 23 km nach Süden bis Deer Lake.
In Deer Lake biegen wir wieder einmal mehr auf den Trans Canada Highway ein. Auf dem geht es nun die nächsten 250 km bis nach Port-aux-Basques. Nach einem kurzen Zwischenhalt an einer Raststätte
erreichen wir gegen Abend das Zielort. Wir unternehmen eine kurze Erkundungstour, checken uns dann im Fährhafen ein und fahren zur zugewiesenen Wartespur. Der Regen hat aufgehört und wir können
uns wieder draussen bewegen ohne nass zu werden. Etwas Gutes hatte der Regen. Unser Fahrzeug war durch die Fahrten auf teilweise unasphaltierten Strecken arg verschmutzt. Durch den Regen wurde
der Staub abgewaschen. Das Wageninnere ist aber nach wie vor stark verschmutzt. Daher benutzen wir die Wartezeit, um unser Fahrzeug und unser Gepäck vom Staub zu reinigen.
Es dunkelt bereits. Nun fährt unsere Fähre in den Hafen ein. Nach längerer Wartezeit fahren wir auf die Fähre. Dieses Mal merke ich mir, auf welchem Deck unser Fahrzeug steht. Wir verlassen unser
Auto und fahren mit dem Aufzug in die oberen Decks, wo wir uns in unserer Kabine einrichten und zur Ruhe begeben. Nach einer voraussichtlichen Fahrzeit von 7 Stunden werden wir in North Sydney
auf Nova Scotia ankommen.
Mittwoch 6. Juli 2011
Überfahrt:
Port aux Basques (Neufundland) - North Sydney (Nova Scotia)
North Sydney - Sherbrooke
Unser Schiff läuft am Morgen pünktlich in North Sydney ein.
Wir haben gut geschlafen und wollen uns zu unserem Fahrzeug begeben. Diesmal weiss ich, es steht zu unterst auf Deck 1. Da der Lift überfüllt ist steigen wir ganz sportlich die Treppen runter.
Allerdings nur bis Deck 3. Dort werden wir angehalten, weil die Ausfahrt von den Decks 1 und 2 über Deck 3 erfolgt und erst möglich ist, wenn alle Fahrzeuge von Deck 3 das Schiff verlassen haben.
Also beschliessen wir, hier zu warten. Nach etwa 10 Minuten merken wir, dass es noch länger dauert, der Platz neben der Treppe unbequem ist und starke Zugluft im engen Treppenhaus herrscht, was
der Gesundheit auch nicht sehr dienlich ist. Also beschliessen wir, wieder hoch zum Deck 8 zu steigen. Dies ist kein einfaches Unterfangen, da wir gegen den Strom der heruntersteigenden
Passagiere mit deren Gepäck ankämpfen müssen. Nun, wir schaffen es, sind wieder auf Deck 8 und setzen uns im Salon in bequeme Sessel. Nach etwa einer halben Stunde werden wir über Lautsprecher
informiert, dass nun auch die Besitzer der Fahrzeuge auf Deck 1 zu ihren Fahrzeugen gehen können. Übrigens wurde ganz am Anfang informiert, dass Passagiere mit Fahrzeugen auf Deck 1 und 2 noch
warten sollen, bis sie aufgerufen werden. Wir hätten einfach zuhören sollen.
Daran denken, die Uhr wieder eine halbe Stunde zu verstellen. Zwischen Neufundland und Nova Scotia besteht ein Zeitunterschied von einer halben Stunde.
Wir fahren aus der Fähre und weiter ins nächste Dorf, wo wir gemütlich ein Frühstück einnehmen um Kraft für den Tag zu tanken. Wir haben heute keine konkreten Ziele sondern einfach die Absicht,
mit kleinen Zwischenhalten gemütlich Richtung Halifax zu fahren.
Von North Sydney fahren wir nach Sydney, biegen dort in die Route 4 ein und fahren in südwestlicher Richtung. Wir kommen zum Bras d’Or Lake wo wir bei Irish Cove einen Halt einlegen. Die
Reisetabletten, welche wir gestern Abend schluckten, halfen uns auf der Überfahrt eine angenehme Nacht ohne Übelkeit zu verbringen. Nun merken wir aber auch die Nebenwirkungen. Wir sind beide
ziemlich müde. Kleine Zwischenhalte helfen uns, unsere Lebensgeister zu wecken.
Wir erreichen Port Hastings und kommen zum Strait of Canso. Wir sind nur noch 137 km von Sydney entfernt. Wir fahren über den 1385 Meter langen Damm, welcher die Cape Breton Insel mit dem
Festland von Nova Scotia verbindet. Und hier schliesst sich der Kreis wieder. Am Sonntag, 26. Juni fuhren wir bereits über diesen Damm fuhren dann aber an der Westküste der Cape Breton Insel
entlang nach Norden. Heute erreichen wir den Damm aus östlicher Richtung.
Wir haben nicht die Absicht, rasch möglichst über Schnellstrassen und Autobahnen nach Halifax zu fahren. Wir haben Zeit und wollen auch die Landschaft geniessen. Aus diesem Grund biegen wir nach
dem Damm gleich nach Osten ab, fahren auf der Route 344 bis nach Boylsten. Wir biegen in die Route 16 ein und fahren zuerst Richtung Süden und anschliessend Richtung Osten bis ans Ende der
Chedabucto Bay, nach Canso. Da wir doch ziemlich müde sind, hält sich unsere Lust, zu Fuss eine Tour zu unternehmen, in Grenzen. Nach einer kleinen Rundfahrt in Canso wenden wir und fahren 16 km
zurück zur Abzweigung auf die Route 316. Es sind zwar nur 16 km. Doch diese Strecke weist grössere Baustellen auf, welche längere Wartezeiten verursachen. Diese mussten wir bereits auf der
Herfahrt passieren. Mangels Ausweichroute müssen wir diese Prozedur nun auch auf dem Rückweg erdulden. Auf der Route 316 fahren wir grösstenteils der Küste entlang im County Guysborough. Nach
etwa 100km biegen wir in der Nähe von Stillwater in den Principal Highway 7 ein und fahren dort weiter Richtung Halifax. Es ist schon später Nachmittag und wir sind aus den bekannten Gründen
etwas müde. Wir beschliessen, sobald wir einen hübschen Ort finden, uns nach einer Unterkunft umzusehen. Wir brauchen nicht lange zu fahren. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir das
«Städtchen» Sherbrooke, welches uns zum Anhalten ermuntert. An der Strasse finden wir eine kleine hübsche Lodge. Wir halten an, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Erst auf den
zweiten Blick entdecken wir zu unserer Verwunderung beim Eingang nebst dem kanadischen noch ein Schweizer Fähnchen. Des Rätsels Lösung: Wir treffen auf Auslandschweizer. Die Familie Ursula und
Fred Schüpbach aus dem Bernbiet haben sich in Sherbrooke niedergelassen und betreiben als Familienunternehmen diese Lodge. Geführt wird sie von der Tochter Gaby. Es freut uns, dass wir ein freies
Zimmer bekommen. Wir richten uns ein und geniessen den sonnigen Abend mit einem Spaziergang durch Sherbrooke.
Sherbrooke ist ein Ort mit ca. 400 Einwohnern und wurde im frühen 19. Jahrhundert an der äussersten noch schiffbaren Stelle des St. Mary’s Rivers gegründet. 1869 wurde in der Gegend Gold
entdeckt, was zur Folge hatte, dass der Ort regen Zulauf bekam. Zusätzlich wurden Sägemühlen gebaut, um Bauholz für den Export zu verarbeiten. Im Jahre 1890 war der Goldrausch jedoch schon wieder
vorbei und die Bevölkerungszahlen gingen zurück.
In den späten 1960ern drohte Sherbrooke zu verfallen. Die Gebäude aus der Zeit des Goldrausches verrotteten und die einzigen Besucher waren Angler die im Fluss auf Lachsfang gingen. Doch da trat
eine lokale Trust-Gesellschaft auf den Plan, und unter der Leitung des Nova Scotia Museums wurde ein ehrgeiziges Restaurierungsprogramm in die Tat umgesetzt. Heute ist Sherbrooke Village eine
einzigartige historische Anlage und umfasst über 80 restaurierte Gebäude, die in die eigentliche Stadt integriert sind. Etwa 20 dieser Gebäude sind der Öffentlichkeit zugänglich, darunter ein
Fotostudio, das mit Säulen geschmückte Gerichtsgebäude, ein Gefängnis, das Sherbrooke Hotel, eine Drogerie, eine Schmiede, eine Kirche und ein Bauernhof.
Es ist Abend geworden. Aus diesem Grund sind die Häuser bereits geschlossen. Teilweise können wir aber durch die Fenster ins Innere schauen und bekommen etwas mit, wie früher gewohnt und
gearbeitet wurde. Nach dem Abendspaziergang legen wir uns zeitig in unser Bett.
Donnerstag 7. Juli 2011
Sherbrooke Village
Frisch ausgeruht freuen wir uns auf das Frühstück. Wir haben gestern Abend mit Gaby Schüpbach gesprochen. Beim Frühstück lernen wir den Vater,
Fred Schüpbach kennen. Nach dem Frühstück macht uns Gaby das Angebot, für den halben Preis nochmals eine Nacht zu bleiben. Da dies erstens ein faires Angebot ist und wir zweitens die letzten Tage
gemütlich angehen wollen, wird das Angebot dankend angenommen. Da wir die Frage von Fred: «Könnt ihr Jassen?» mit Ja beantworten, lädt er uns für den Abend zu sich und seiner Frau Ursula ein. Den
Tag verbringen wir im Freilichtmuseum, welches nun geöffnet ist. Es wird von Darstellern in historischen Kostümen bevölkert, die in den Strassen unterwegs sind und vielen, für das Ende des 19.
Jahrhunderts, typischen Tätigkeiten nachgehen.
Es ist sehr lehrreich, zu erleben und auch erklärt zu bekommen, wie die Leute früher lebten. Es ist so interessant, dass wir den ganzen Tag hier verbringen.
Gegen Abend fahren wir zum Privathaus der Schüpbachs wo wir in Kanada die schweizerische Jasskultur pflegen. Edith und ich kommen schon bald punktemässig stark ins Hintertreffen, können aber den
Durchgang infolge eines Formfehlers von Fred dennoch gewinnen. Doch darauf kommt es gar nicht an. Zwar verteilen wir die Karten für den zweiten Durchgang, doch der kommt nicht zu Stande, weil wir
uns über alles Mögliche, nur nicht übers Jassen unterhalten und diskutieren. Zu vorgerückter Stunde verabschieden wir uns von Ursula und Fred und fahren zurück zu unserem Zimmer. Dies war ein
wirklich gemütlicher Abend zum Abschluss unserer Reise.
Freitag 8. Juli 2011
Sherbrooke - Halifax
Heute ist der letzte Tag unserer Reise. Gut 200 km haben wir vor uns, auf unserer letzten Etappe nach Halifax. Nach dem Frühstück machen wir
uns auf die Reise und fahren auf dem Principal Highway 7 meist der Küste entlang Richtung Südwesten. Bei kleinen Zwischenhalten nehmen wir noch die letzten Eindrücke der landschaftlichen
Schönheiten von Nova Scotia mit. Bereits gegen 13 Uhr erreichen wir Dartmouth und fahren über die imposante 1200 Meter lange A.-Murray-MacKay-Bridge. Diese Brücke ist eine von zwei Hängebrücken,
welche Dartmouth mit Halifax verbindet. Sie ist nach Alexander Murray MacKay benannt, der von 1951 bis 1971 Vorsitzender der Halifax-Dartmouth Bridge Commission war.
Für die erste, wie auch für die letzte Nacht buchten wir im Voraus ein Hotelzimmer. Also ist unser direktes Ziel das Citadel Halifax Hotel an der Brunswick Street 1960. Dieses Hotel wählten wir
aus, weil wir am Abend noch das Royal Nova Scotia International Tatoo besuchen wollen, welches im Halifax Metro Center stattfindet. Das Metro Center ist von unserem Hotel zu Fuss in nur ca. 10
Minuten erreichbar. Auf dem Hotelparkplatz beginnt nun das Aufräumen im Fahrzeug. Die Koffer werden neu gepackt und die gesammelten Steine von Edith auf die einzelnen Koffer und Rucksäcke
verteilt. Dass wir dadurch das für den Flug vorgesehen Gewichtslimit überschritten haben wissen wir. Sicher werden wir morgen am Flughafen noch eine Gebühr für Übergepäck entrichten müssen. Die
Rechnung ist aber einfach. Anstelle von gekauften, kitschigen Andenken sollen uns die persönlich gesammelten Steine aus Kanada an unsere Reise erinnern, auch wenn dies etwas kostet.
Nachdem die Koffer neu gepackt sind und das Nötigste für die nächste Nacht und den morgigen Tag in einen Rucksack gepackt wurde, begeben wir uns in unser Hotelzimmer, wo wir uns ausruhen.
Gegen Abend machen wir einen kurzen Spaziergang zu einem indischen Restaurant in der Gegend, wo wir gemütlich das Abendessen geniessen. Über den Citadell-Hill laufen wir anschliessend zum Metro
Center, wo um 19:30 Uhr das Royal Nova Scotia International Tattoo beginnen wird.
Das Tattoo in Halifax findet nicht draussen statt – im Gegensatz zu den Tattoos von Edinburgh oder Basel – sondern in einer Halle. Im Metro Center werden sonst Eishockeyspiele ausgetragen. Das
Royal Nova Scotia International Tattoo wird seit 1979 aufgeführt, eröffnet von der Queen Mother, also von der Mutter der britischen Königin Elisabeth. Im Jahr 2006, anlässlich ihres 80.
Geburtstags, erhob Königin Elisabeth als Staatsoberhaupt von Kanada den Namen in Royal Nova Scotia International Tatto.
Zweieinhalb Stunden werden wir nun von Formationen aus vielen Ländern, namentlich aus Australien, Dänemark, Estland, Frankreich, Deutschland, Schweiz, USA und Kanada unterhalten. Ein buntes
Programm, welches sich nicht nur auf Militärmusik beschränkt, sondern auch artistische Darbietungen zeigt, begeistert das Publikum.
Nach der Veranstaltung laufen wir ins Hotel und legen uns schlafen, da wir am nächsten Morgen zeitig aufstehen wollen. Leider wurde unser Schlaf brutal unterbrochen: Um zwei Uhr schrillt
plötzlich der Feueralarm. Nun gilt es die vorgesehene Alarm-Prozedur einzuhalten. Also schnell anziehen und über die Treppe zur Sammelstelle vor dem Hoteleingang laufen. Aus allen Zimmern strömen
die Gäste ins Treppenhaus. Vor dem Hoteleingang nun ein ratloses Herumstehen. Nach etwa 10 Minuten entschuldigt sich ein Hotelangestellter und teilt uns mit, dass dies ein Fehlalarm ist. Somit
können wir wieder zurück ins Hotelzimmer. An ein sofortiges Einschlafen ist nach dieser Aufregung nicht zu denken. Aber irgendwann überkommt uns die Müdigkeit.
Samstag 9. Juli 2011
Halifax – Montreal – Zürich -
Allschwil
Unser Flug nach Montreal startet zwar erst um 11 Uhr, trotzdem verlassen wir bereits um 8 Uhr das Hotel. Im Gegensatz zum gestrigen sonnigen Tag giesst es heute Morgen aus Kübeln. Wir fahren
wieder über die A.-Murray-MacKay-Brücke und dann über den Highway 102 zum Halifax Stanfield International Airport. Im strömenden Regen laden wir das Gepäck aus. Ich fahre zurück zu einer
Tankstelle, tanke das Fahrzeug auf und gebe es anschliessend ab. Nun checken wir unser Gepäck über Montreal nach Zürich ein. Das heisst, wir möchten das gerne tun. Allerdings meint die Dame am
Schalter, dass unser Gepäck viel zu schwer sei (Steine sind halt schwer). Dies ist uns bewusst, und wir sind auch bereit für das Übergewicht zu bezahlen. Leider ist dies in diesem Umfang aber
nicht möglich. Gepäckstücke dürfen max. 32 Kilo aufweisen, sonst müssten sie als Cargo versandt werden. Nun beginnt die grosse Triage. Das heisst, die Steine müssen aussortiert und wirklich nur
die schönsten Stücke mitgenommen werden. Etwa 5-mal schleppe ich die Koffer zu einem nicht bedienten Check-In Schalter und lege sie auf die Waage. Endlich ist das Gewicht auf exakt 32 Kilo pro
Koffer reduziert. Nun können wir das Gepäck einchecken. Selbstverständlich müssen wir pro Koffer für je 10 Kilo Übergewicht bezahlen. Dies ist nicht gerade billig, hält sich aber einigermassen im
Rahmen, zumal der Dollarkurs tief ist. Den Preis möchte ich nicht nennen. Er entspricht aber etwa einem Geschenk oder einem Andenken im höheren Preissegment. Um 11 Uhr fliegen wir ab nach
Montreal, wo wir um halb zwölf landen. Achtung, Uhr wieder eine Stunde zurückstellen. Die Zeitverschiebung zwischen Montreal und Halifax beträgt eine Stunde. Das heisst, unser Flug dauerte
anderthalb Stunden.
Am Flughafen Montreal nehmen wir es gemütlich, essen etwas und setzen uns dann in Sessel wo wir uns die Zeit mit Lesen vertreiben.
Um 17:00 Uhr starten wir in Montreal Richtung Zürich. Über den Flug gibt es nicht viel zu erzählen. Es gab keine besonderen Vorkommnisse und um halb sieben am Sonntagmorgen landen wir in Zürich.
Wir passieren die Passkontrolle, nehmen die schweren Koffer – welche den Weg nach Zürich auch gefunden haben – in Empfang. Wir verlassen die Halle und sind dankbar, dass Felix, der Bruder von
Edith auf uns wartet und uns mit dem Auto nach Allschwil fährt.
Die Reise ist vorbei. Was aber bleibt sind viele schöne Erinnerungen und Eindrücke welche teilweise durch über 2000 Bilder festgehalten wurden. Vermutlich wird das Aussortieren der Bilder länger
als die ganze Reise dauern.
Bilder und Karten können durch anklicken vergrössert werden